Reeperbahn Festival in Hamburg gestartet
Am Mittwoch ist in Hamburg das Reeperbahn Festival gestartet. NDR Kultur Musikjournalist Matthes Köppinghoff bloggt von Europas größtem Clubfestival, das noch bis Sonnabend in den Läden auf und rund um Hamburgs Amüsiermeile läuft.
Wer mich noch nicht kennt: Ich bin Matthias Köppinghoff, genannt Matthes, und schreibe für den NDR den Reeperbahn Festival-Blog. In den letzten Jahren bin ich bis tief in die Nacht bei Europas größtem Clubfestival durch St. Pauli gezogen - wobei in den letzten beiden Jahren durch Corona vieles anders gewesen ist. Nun bin ich gespannt, wie das Treiben auf dem Reeperbahn Festival 2022 sein wird.
Reeperbahn Festival bleibt Festivaljahreshighlight
Zugegebenermaßen habe ich in diesem Sommer schon etwas "geübt": Da wurde ich gefragt, ob ich nicht mal beim Hurricane Festival bloggen möchte. Und weil ich so schlecht "Nein" sagen kann (und mir Bloggen in Verbindung mit Extremsituationen und lauter Musik auch viel Spaß macht), habe ich mich unter 78.000 Musikfans in Scheeßel gemischt und eben mal von dort geschrieben. Schön war’s, voll auch, vor allem nach zwei Jahren Pandemie-Generve war es auch eine Erleichterung: Endlich wieder viele Menschen friedlich zusammen an einem Ort zu sehen, die einfach ausgelassen zu Musik feiern wollen.
Klar: Das Hurricane Festival ist sowohl in den Ausmaßen, vom Publikum und von der Musik ein ganz anderer Schnack als das Reeperbahn Festival - eben ein Mega-Event. Trotzdem, mein fest im Kalender eingetragenes Festivaljahreshighlight ist nach wie vor das Reeperbahn Festival. Selbst wenn dann noch keine Künstler*innen und Bands feststehen, diese vier Tage notiere ich mir, sobald das Datum feststeht. Für mich kommt es hier darauf an, Neues zu entdecken. Und das auch noch in meiner Wahlheimat Hamburg, sprich ich muss nicht weit fahren.
Wie wird wohl das Festival 2022?
Das Reeperbahn Festival 2022 erwartet nach eigenen Angaben rund 40.000 Besucher*innen. Das ist nicht so viel wie vor der Pandemie (da waren es etwa 50.000), aber doppelt so viel wie im vergangenen Jahr. 2021 sollen es 20.000 gewesen sein, die in langen Schlangen anstanden. Eben diese Schlangen führten auch zu viel Frust. Viele beklagten sich, trotz stundenlangen Anstehens, kaum ein Konzert gesehen zu haben. Der Groll schwappte schnell auf die Fachbesucher*innen über, die mit bevorzugtem Einlass scheinbar bessere Karten zu haben schienen - wohlgemerkt aber auch bei dem Festival arbeiten mussten. In den sozialen Medien waren viele Fans, gelinde gesagt, alles andere als begeistert.
Das Fazit: Im letzten Jahr lief es an der einen oder anderen Stelle nicht so richtig rund. Aber als konstruktiv-optimistischer Blogger glaube ich, dass die richtigen Schräubchen gedreht wurden. Ich bin auch wirklich neugierig: Quetschen sich wieder so viele Menschen wie einst in die Clubs, ohne Einschränkungen? Kommen die Leute besser rein, ist die Laune in den Schlangen besser als 2021? Hoffentlich sind die bunten Markierungen und Kreise, in die wir uns in den letzten Jahren zu stellen hatten, endgültig Vergangenheit.
Tipp: Sich treiben lassen
Ich kann mit folgendem Ratschlag glänzen: Sich treiben lassen. Ein gewisser Grundplan kann nicht schaden, aber wenn von links oder rechts etwas zu einem schallt, was gefällt - ruhig einmal hingehen und entdecken. Und wenn es dann doch nicht taugt, weiterziehen, gern auch mal auf Tipps von Freund*innen hören und den eigenen Horizont erweitern. In diesem Jahr möchte ich versuchen, die Konzerte auch mal länger auf mich wirken zu lassen, und nicht nur durch die Gegend zu rennen. Aber mal schauen, ob sich die "guten Vorsätze für 2022" am Ende auch in der Praxis umsetzen lassen.